In Österreich sind im Oktober 2017 – wie auch in anderen europäischen Staaten – geringe Mengen an radioaktivem Ruthenium-106 in der Luft nachgewiesen worden. Die Aktivitätsmengen waren völlig unbedenklich, die Herkunft ist allerdings noch ungeklärt.
An den Luftfiltern der etwa 10 in Österreich verteilten Luftmessstellen für Radioaktivität wurden geringe Mengen des Radioisotops Ruthenium-106 nachgewiesen. Die höchsten im Osten Österreichs gemessenen Aktivitäten in der Luft betrugen zwischen 30. September und 3. Oktober 2017 etwa 1 bis 40 Millibecquerel Ru-106 pro Kubikmeter. Die Aktivitätswerte sind danach bald wieder in den Bereich der Nachweisgrenze zurückgegangen.
Solche Aktivitätsmengen sind nur mit speziellen Untersuchungsmethoden nachweisbar. Eine Gefährdung für Personen oder die Umwelt bestand nicht und es ergab sich auch keine Erhöhung des Strahlungpegels, die etwa in den Messwerten des Strahlenfrühwarnsystems erkennbar gewesen wäre. Es ist daher nicht notwendig gewesen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Strahlendosis für Personen in Österreich durch dieses Ereignis lag in der Größenordnung von einem Tausendstel bis Zehntausendstel der natürlichen Strahlenbelastung und ist daher gesundheitlich völlig irrelevant.
Über die Herkunft der radioaktiven Stoffe gibt es bis jetzt keine gesicherten Informationen. Das Ruthenium-106 ist in vielen europäischen Staaten gleichfalls nachgewiesen worden, beispielsweise in Italien, Tschechien und Polen in der selben Größenordnung wie in Österreich. Nach den bisherigen Abschätzungen und Modellrechnungen anhand der europaweit registrierten Messwerte – was aber nur unsichere Aussagen erlaubt – dürfte der Ursprung der radioaktiven Wolke in Osteuropa liegen; die letzten Berechnungen und Theorien deuten auf eine Urheber im Ural (Russland) hin. Eine Bestätigung dafür gibt es bisher aber nicht. Da der Ort der Freisetzung nicht bekannt ist, lässt sich auch die freigesetzte Aktivitätsmenge nicht verlässlich abschätzen.
Ein Unfall in einem Kernkraftwerk sowie eine Nuklearexplosion können als Ursache jedenfalls ausgeschlossen werden, da ausschließlich dieses eine Radionuklid vorhanden ist. Das lässt vermuten, dass eine Anlage als Freisetzungsquelle in Frage kommt, in der das Ruthenium-106 verarbeitet wird oder wo das Nuklid in Form einer Strahlenquelle vorhanden ist. Die IAEA erhebt derzeit von den Mitgliedsstaaten weitere Informationen zu dem Vorfall.
Ruthenium-106 hat eine Halbwertszeit von etwa 1 Jahr. Es wird in verschiedenen Bereichen als Strahlenquelle eingesetzt, unter anderem in der medizinischen Therapie.