Maßnahmen in der Landwirtschaft

Der Reaktorunfall von Tschernobyl hat gezeigt, dass ein wesentlicher Teil der Strahlenbelastung nach einem Kernkraftwerksunfall längerfristig durch die Aufnahme von Nahrungsmitteln erfolgt. Aus diesem Grund sind Maßnahmen in der Landwirtschaft besonders wichtig, um Nahrungsmittel vor einer Kontaminierung mit radioaktiven Stoffen zu schützen.

Je nach Phase eines Kernkraftwerksunfalls (KKW-Unfalls) sind unterschiedliche landwirtschaftliche Maßnahmen notwendig. Am effektivsten sind Maßnahmen, die noch vor Eintreffen der radioaktiven Luftmassen (Vorwarnphase) durchgeführt werden können und somit Futtermittel, Nutztiere und  Nahrungsmittel vor einer Kontaminierung schützen:

  • Gewächshäuser schließen
  • Nutztiere in Stallungen bringen
  • Stallungen und Vorplatzausläufe schließen, Offenfrontstallungen abdecken
  • Kein Speichern und Nutzen von Regenwasser für Gewächshäuser

Während des Durchzugs der radioaktiven Luftmassen (Kontaminierungsphase) können folgende landwirtschaftlichen Maßnahmen zum Schutz der Nahrungsmittel gesetzt werden:

  • Weideverbot insbesondere für Milchkühe
  • Verbot der Nutzung bzw. des Verkaufs von Futter- und Nahrungsmitteln aus den betroffenen Bezirken
  • Kein Speichern und Nutzen von kontaminiertem Wasser

Nach dem Durchzug der kontaminierten Luftmassen (Zwischen- und Spätphase) werden zusätzlich regelmäßig Messungen von Futter- und Nahrungsmittelproben durchgeführt. Bei Überschreiten der Grenzwerte der Europäischen Union (EU) wird in den betroffenen Bezirken der Verkauf von Futter- und Nahrungsmitteln verboten.

Bei radiologischen Notfällen können vor allem in der Landwirtschaft größere Mengen an Abfall anfallen. Generell wird eine Strategie der Abfallvermeidung und der Entsorgung vor Ort (zum Beispiel bei Freilandkulturen) verfolgt.

Broschüre "KKW-Unfall: Schutzmaßnahmen in der Landwirtschaft"

Diese Broschüre gibt einen Überblick über mögliche Schutzmaßnahmen, die die Auswirkungen eines Kernkraftwerksunfalls (KKW-Unfalls) auf die österreichische Landwirtschaft vermindern. Die Information richtet sich in erster Linie an Landwirtinnen und Landwirte. Die Erfahrung mit dem Unfall in Tschernobyl zeigt, dass eine Langzeit-Strahlenbelastung der Bevölkerung über kontaminierte Lebensmittel erfolgt, wenn keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Landwirtschaftliche Schutzmaßnahmen, die vor Eintreffen der radioaktiven Luftmassen durchgeführt werden, reduzieren die Kontamination von Lebensmitteln wie Milch und Fleisch entscheidend. Zum Beispiel sollen Nutztiere in den Stall gebracht und dort mit nicht kontaminiertem Futter versorgt werden. Das Schließen von Gewächshäusern schützt die Kulturpflanzen vor einer Kontamination. Landwirtinnen und Landwirte können also einen erheblichen Beitrag dazu leisten, die Auswirkungen eines KKW-Unfalls auf die Landwirtschaft und damit auf die Menschen zu reduzieren. Diese Broschüre soll alle landwirtschaftlichen Maßnahmen erklären.